Achja. Es gibt was zu gewinnen, und das Volk haut auf sich ein. So kennen wir das, so wollen wir das. Ist wie bei Aldi, Montagsmorgen um acht, wenn es was für 100 Euro billiger gibt. Schön auch die Verteilung der Rollen hier
1. Der Filialleiter:
Steht eigentlich nur dumm rum und sagt Sachen wie "Aber meine Damen!" oder "Wir wollen doch vernünftig bleiben". Wird jemand seiner Meinung nach zu unverschämt, sagt er Sachen wie "Aber denken Sie doch auch mal an die hungernden Menschen in Afrika, denen es viel schlechter geht und die dankbar wären könnten Sie hier sein." Er sagt so einen Blödsinn vor allem, weil er heimlich in
2. Die Moralische Anführerin
verliebt ist. Diese gesellt meistens ein wenig später zur Schlange, durchschaut aber mit einem Blick über die randlose Brille, woran es hapert und macht sofort Vorschläge, die auf ERFAHRUNG und GESUNDEM MENSCHENVERSTAND beruhen. Dagegen kann ja wohl keiner was haben. Sie macht das im übrigen immer so, auch im Urlaub, wenn sie das Reisebüro wegen angeblicher Mängel mit Faxen bombardiert. Diese Dame spricht gerne in großen Buchstaben, hat den moralischen Fettdruck empfunden, sagt, dass man auch die "anderen" fragen müßte, wenn sie nur sich selber meint, organisiert, wenn man sie denn nur fragt, alles besser, und versucht Ordnung in die Reihe zu bekommen. Ihr natürlicher Feind ist
3. Die Madame Ironie
Die steht zwar auch in der Schlange, macht aber blöde Bemerkungen, evtl. sogar Witze (merke: ordentliche deutsche Schlangen sind ironieresistent!). Sie kaut Kaugummi, porkelt mit der Schuhspitze das Moos zwischen den Steinplatten raus, oder liest gelangweilt Brodkey. Sie ist geduldig, und es macht ihr überhaupt nicts aus, wenn die Schlange völlig ungeordnet rum steht. Sie bringt Unruhe in die ordentliche Schlange wie ein Zappelphilipp in der Grundschule und hält die moralische Anführerin mit ihren "Ich-Sätzen" für eine schlecht gefickte Brotspinne. Da ist sie sich einig mit dem
4. Gelangweilten Intellektuellen
Der mischt sich kurz mal ein, macht ein paar spitze Bemerkungen, weil er glaubt, er könne so die Diskussion abkürzen. Zwischenzeitlich versucht er einfach Ruhe in die Schlange rein zu bringen, in dem er Scherze auf Kosten der Anwesenden macht. Wenn er etwas sagt, dann in langen Sätzen. Er findet Madame Ironie interessant und versucht zwischen den Zeilen klar zu stellen, dass er wilde Spekualtionen über vererbbare Geisteskrankheiten in den Familie der moralischen Anführerin anstellt.
5. Die Kunden
Stehen genervt rum. Wollen rein. Blättern dabei in Importbüchern, die sie bei Amazon USA bestellt haben, rum. Weil ihnen das Gekeife auf die Nerven geht, ziehen sie schnell die Kopfhörer ihres Ipods auf.
Hat aber meinen Tag gemacht, der Strang da drüben.
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