Die Rache eines nettes Wochenendes ist, dass man mehr haben will. Vielleicht ist das auch nur meine Unersättlichkeit. Mein Suchen nach noch mehr. Meine latente Unzufriedenheit, meiner emotionalen Balance und der verzweifelte Versuch, diese auszugleichen. Jedenfalls hab ich mich nach dem letzten Absturz schnell in weiteren wieder gefunden, unruhig, suchend, aufgeputscht, unzufrieden, haben wollend, mehr verlangend. Vielleicht meine Art die Leere zu überbrücken, das nicht lernen wollen weg zu denken.
Es ist ja nicht so, dass ich mit mental gespreizten Schenkel durch die Gegend laufe. Aber 12 Stunden arbeiten, acht Stunden schlafen und die anderen vier Stunden in U-Bahnen, Kassenschlangen und vor dem DVD Player zu verbringen befriedigt mich nicht. Ich bin da undankbar. Ich mag einen netten Job haben, in dem ich gutes Geld verdiene, und ich mag mein Geld für dämliche Dinge zum Fenster raus werfen (DVDs, Schuhe, Taschen, Drogen, CDs, Klamotten in genau dieser Reihenfolge), aber ist ja alles nur Schaufensterkrempel, nichts seelisches. Ich mach das aus Langeweile, ich kann ohne das Leben, ich weiß dass, denn ich hab ja auch vor meinem Job anders gelebt. Rede ich mir gerne ein.
Ich hab immer gerne Grenzen gesucht. Und die Grenzen lagen gerne im persönlichen Erleben. Nicht das vergeistigte, sondern das körperlich, das erfühlbare stand im Vordergrund. Dabei habe ich oft mit mir und meinen anerzogenem, schlechten Mädchengewissen kämpfen müssen. "Das macht man als Mädchen nicht." Der Oma-Spruch ist bis heute durchaus Teil jederfraus Erziehung. Ich hab gegen diese eigenen Grenzen immer gerne gekämpft. Ich hab immer gedacht, dass ich das jetzt einfach mache, weil ich ja später noch nachdenken kann, und später ist vieles nicht mehr so schlimm, wie man es sich vorher zurecht gedacht hat. Also hab ich mir immer neue Grenzen gesucht.
Die erste Grenze waren Drogen. Noch weit vor Sex, oder wie entblöde ich mich innerhalb einer Gesellschaft so weit, dass mich alle mitleidig anschauen. Drogen waren immer geil. Alkohol war die erste Nummer. Dann folgten Joints, E`s, LSD, Speed, Koks. Die Erfahrungen anderer haben mich dabei nie interessiert. Es war mir egal, was andere dabei empfunden haben, wenn sie diese oder jene Droge genommen haben. Ich wollte wissen, was ich empfinde. Ich fühlte mich immer wie Dorothy Parker. Mehr auf der Suche nach den eigenen Grenzen und irgendwo zwischen der Moral und dem Verlangen verloren gegangen. Also waren Drogen-Wochenenden immer mit einem schlechten Gewissen behaftet. Dummerweise kam ich irgendwann auf die Idee, dass man ein schlechtes Drogengewissen damit los wird, dass man in der Gegend rumvögelt. Das war eine einfache Gleichung, weil sinnloser Sex innerhalb meines Wertesystems noch schlimmer war, als Drogen.
Das änderte ich wiederum sehr schnell, als ich feststellte, dass Drogen vor dem Sex bei mir irgendetwas loslösten. So eine Art außergedanklichem Verlangen. Oder eine Art des permanenten Unausgefülltseins, dass ich mit einem Schwanz zwischen meinen Beinen ändern wollte. Und irgendwann war es nicht nur der Schwanz zwischen meinen Beinen, sondern auch die Mischung aus Lust, Schmerz und Angst die mir einen Kick gab, der mich weiter trug als alles andere. Die Rollenverteilung spielte dabei keine Rolle. Ich hab gerne den aktiven Part übernommen, ich war gern auch in der empfangenden Position. Das erste Mal SM war ein doofes 9 ½ Wochen Klischee, mit einen Schal und einem Bettpfosten an einem knirschendem Ikea Bett. Dann folgten schnell Seile, Klammern und andere Dinge, die ich und mein damaliger Freund wechselseitig anwendeten. Wäre auch ein toller Partner gewesen, wenn er nicht so wahnsiing eifersüchtig gewesen wäre.
Aber dank ihm hat sich einiges anders entwickelt in meinem Leben. Ich hab gelernt, dass die Suche nach einem Kick nichts perverses oder ungewöhnliches ist. Dass ich mein Ding leben kann, wenn mir danach ist, und dass ich mich deswegen nicht schlecht fühlen muss. Ich hör in diesem Zusammenhang schon ein paar männliche Leser lachen, von wegen, dass man sich doch nicht selbst so einbremsen sollte, aber ihr seid auch keine Frauen, die als Mädchen erzogen wurden.
Ein großer sexueller Kick, war das Spiel mit Verletzungen. Ich hab eine zeitlang immer ein scharfes Küchenmesser neben dem Bett liegen gehabt und es genossen, wenn ein Mann damit um meine Brüste und meinen Hals spielte. Nicht dass ich auf Blut stehen würde, davon wird mir eher schlecht. Aber der Gedanke der Auslieferung trieb mir den Frühling zwischen die Beine. Auch ein Schal um meinen Hals, der sanft aber bestimmt festgezogen wird, hat was erregendes.
Ich fühle mich deswegen mittlerweile nicht mehr schlecht. Im Gegenteil. Es befreit mich, wenn es denn der richtige macht, dem ich vertraue. Wobei das Vetrauen nicht nur auf der Tatsache beruht, dass er mir nichts antut, sondern mehr darauf, dass er selber Lust dabei empfindet. Das Spiel mit den Grenzen ging irgendwann soweit, dass der Orgasmus eher nebensächlich wurde, solange nur das Spiel stimmte. Und wenn abklingende Drogen dabei waren, war es nur um so besser.
Das hat sich auch nicht groß verändert. Ich bin in dem Sinne spießiger geworden, als daß ich meine Wahllosigkeit im Moment der Lust eingeschränkt habe. Aber das passierte mit den wachsenden Anforderungen auch automatisch, denn die wenigsten Männer können mit sowas wirklcih umgehen. Bei den meisten hat man dann doch die Angst, dass sie in solchen Momenten überschnappen und den Schal um die Nuancen länger zuziehen, als daß es gut wäre.
Zurück zum Anfang. Die Suche, das Warten. Ich war schon immer ungeduldig. Mag an meiner Erzieuhung liegen. Aber wenn ich nicht das bekomme, was ich haben will, werde ich früher oder später unleidlich. Nach dem letzten, bettmäßig eher unbefriedigten Absturz war die Lust natürlich um so größer. Ich bin tagelang mit dem Gedanken nach "mehr" rumgezogen, nur um am Ende da mit der Frage da zu stehen, was da eigentlich für idiotische Schlappschwänze durch die Gegend laufen. Die Sparkassenwerbung hat es gut auf den Punkt gebracht, leider aber den letzten vergessen. Die meisten Kerle denken: "Mein Haus, meine Frau, meine Kinder, mein Boot, mein Orgasmus". Und da hört der Horizont auf. Wenn man den meisten Kerlen mit der Anweisung "Nimm mal die Klammern aus dem Kästchen neben dem Bett" kommt, bricht das lebende Klischee sofort in sich zusammen. Meistens mit der Frage "Oh - tut das nicht weh? Willst du das WIRKLICH?" In dem Moment kann man den Kerl eigentlich nur noch aus dem Bett treten, weil man genau weiß, dass es mit der spielerischen Lust vorbei ist.
Es ist wirklich ein Kreuz, und es ist nicht leicht zu tragen. Von daher glaube ich an die Jesus Sache irgendwie nicht. Der mußte niemit einem Audi TT Fahrer erst ind Bett gehen, weil kein anderer übrig blieb und kurz vor dem erhofften Orgasmus diesem auch noch aus dem Bett werfen. Womit ich meinen Beitrag zum Mel Gibson Film auch abgegeben habe,
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Übrigens lernt man in der Motoradszene auch ganz schön abgefahrene Typen kennen ;-)
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Ich habe da was in der Bibel gefunden was ganz gut zu deiner Geschichte passt. Vielleicht kannst du was damit anfangen.
Johannes 4.
1 Jesus erfuhr, daß die Pharisäer auf ihn aufmerksam wurden, weil er mehr Anhänger gewann und taufte als Johannes. - 2 Er selbst taufte übrigens nicht; das taten seine Jünger ., 3 Deshalb verließ Jesus Judäa und ging zurück nach Galiläa .
4 Dabei mußte er durch Samarien ziehen. 5 Unterwegs kam er in die Nähe des Dorfes Sychar, das nicht weit von dem Feld entfernt liegt, das Jakob einst seinem Sohn Josef vererbt hatte. 6 Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war von dem langen Weg müde geworden und setzte sich an den Brunnen. Es war gegen Mittag. 7 Da kam eine samaritische Frau zum Wasserholen. Jesus sagte zu ihr: »Gib mir einen Schluck Wasser!« 8 Seine Jünger waren ins Dorf gegangen, um etwas zu essen zu kaufen.
9 Die Frau antwortete: »Du bist ein Jude, und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich da um etwas zu trinken bitten?« Die Juden vermeiden nämlich jeden Umgang mit Samaritern .
10 Jesus antwortete: »Wenn du wüßtest, was Gott den Menschen schenken will und wer es ist, der dich jetzt um Wasser bittet, dann hättest du ihn um Wasser gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.« 11 »Herr, du hast doch keinen Eimer«, sagte die Frau, »und der Brunnen ist tief. Woher willst du dann das lebendige Wasser haben? 12 Unser Stammvater Jakob hat uns diesen Brunnen hinterlassen. Er selbst, seine Söhne und seine ganze Herde tranken daraus. Du willst doch nicht sagen, daß du mehr bist als Jakob?« 13 Jesus antwortete: »Wer dieses Wasser trinkt, wird wieder durstig. 14 Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird in Ewigkeit keinen Durst mehr haben. Ich gebe ihm Wasser, das in ihm zu einer Quelle wird, die bis ins ewige Leben weitersprudelt.« 15 »Herr, gib mir von diesem Wasser«, bat die Frau, »dann werde ich keinen Durst mehr haben und muß nicht mehr hierher kommen, um Wasser zu schöpfen.«
16 Jesus sagte zu ihr: »Geh und bring deinen Mann her!«
17 »Ich habe keinen Mann«, sagte die Frau.
Jesus erwiderte: »Es stimmt, wenn du sagst: 'Ich habe keinen Mann.' 18 Fünfmal warst du verheiratet, und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt.« 19 »Herr, ich sehe, du bist ein Prophet «, sagte die Frau. 20 »Unsere Vorfahren verehrten Gott auf diesem Berg. Ihr Juden dagegen behauptet, daß Jerusalem der Ort ist, an dem Gott verehrt werden will.« 21 Jesus sagte zu ihr: »Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, in der ihr den Vater weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten werdet. 22 Ihr Samariter betet zu Gott, aber ihr kennt ihn nicht; doch wir kennen ihn, denn die Rettung für alle Menschen kommt von den Juden. 23-24 Aber die Stunde kommt, ja sie ist schon gekommen, da wird der Heilige Geist , der Gottes Wahrheit enthüllt, Menschen befähigen, den Vater an jedem Ort anzubeten. Gott ist ganz anders als diese Welt , er ist machtvoller Geist, und die ihn anbeten wollen, müssen vom Geist der Wahrheit erfüllt sein. Von solchen Menschen will der Vater angebetet werden.« 25 Die Frau sagte zu ihm: »Ich weiß, daß der Messias kommen wird, der versprochene Retter. Wenn er kommt, wird er uns alles sagen.«
26 Jesus antwortete: »Er spricht mit dir; ich bin es.« 27 In diesem Augenblick kehrten seine Jünger zurück. Sie wunderten sich, ihn im Gespräch mit einer Frau anzutreffen. Aber keiner fragte ihn: »Was willst du von ihr?« oder: »Worüber redest du mit ihr?« 28 Die Frau ließ ihren Wasserkrug stehen, ging ins Dorf und sagte zu den Leuten: 29 »Da ist einer, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Kommt mit und seht ihn euch an! Ist er vielleicht der versprochene Retter?« 30 Da gingen sie alle hinaus zu Jesus.
Vielleicht ist es ne Frechheit so was in deinem Blog zu hinterlassen. Vielleicht ist es nur spießig. Vielleicht ist es die Chance deines Lebens jetzt rauszufinden was wirklich dahinter steckt.
Es kommt darauf an was daraus machst.
Bye Helmut
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@anne:
Meine Erfahrung in solchen Situationen: Treiben lassen, ob Top oder Bottom, halluzinierend oder nüchtern und einfach den Zufallsgenerator zwischenmenschlicher Begegnungen nicht behindern.
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Meinjanur. Nicht, dass ihr durcheinander kommt, Schnuckis.
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Interessante Erkenntnis in dem Kontext. Darf ich der Schreiberin raten, sich ihren Text noch einmal zu Gemüte zu führen und sich... nun, an die eigene Nase zu fassen?
In diesem Sinne: Düdeldum
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Jedenfalls, Frau belledejour, sie haben diese fast schon sysiphuseske Suche sehr intensiv ge- und beschrieben. Verdammt lebensnah.
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Die Lösung im richtigen Leben wäre, das Abkoppeln selbst zu vermeiden, indem man den Monogamiezwang aus seinem Leben verbannt (=mehrere lebenslange Geliebte, zwischen denen man wechseln kann - das bleibt spannend und nutzt die Zuneigung nicht ehemäßig ab)
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