belledejour
 

 
Freitag, 17. Oktober 2003
jajaja

Der kleine Kommentar hat mich daran erinnert, in welch erbärmlichen Fallen doch manche Männer sich heute wieder finden. Sie haben es ja auch nicht leicht. Erzogen durch die "Fass-mich-nicht-an" 80er Jahre und die Erkenntnis, dass man Frauen eben nicht aus dem Tierheim befreien muss, haben sich doch manch merkwürdige Menschen entwickelt. Sie erwarten emanzipierte Frauen, die ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben, die wissen, wo es lang geht, die ihre Bedürfnisse zu formulieren wissen, und doch die Empfindlichkeiten der männlichen Seele honorieren und sich in die Rituale der Alltäglichkeit einfügen.
Das machen ja auch viele. Und das ist ja auch gut so. Wo kämen sonst die Renten her. Aber es gibt eben auch welche, die sich nicht mit dem üblichen Schema zufrieden geben wollen. Die gelernt haben, dass man sich teilen muss. Und die auf diese Teilung nicht verzichten wollen. Ich glaube diesen Männern, dass sie es ernsthaft gut meinen. Dass sie einen honorigen Versuch unternehmen, the best of both worlds zu sein.

Das machen Frauen auch oft nicht anderes. Die Frage ist nur: geht das bei allen? Ich habe Freundinnen, die nur das eine Leben leben. Die Frau und Mutter sind, die aufgehen in dieser Erfüllung und die sich auch nichts anderes vorstellen können. Ich habe aber auch Freundinnen, die das Gegenteil leben. Die den Egoismus leben, ihren Wunsch nach Einsamkeit und Trieb ausleben. Die sich konsequent Männer suchen, die nur ihre ureigensten Bedürfnisse befriedigen. Sie wollen nicht mehr, sie brauchen nicht mehr. Meistens ziehen sie einen Mückenschwarm an Verehrern hinter sich her, die sich teilweise nicht entblöden, dass sinnloseste und dämlichste zu tun, was ein Mann tun kann: Sich bis auf die Knochen aus zu ziehen, in der Hoffnung, dass die Frau, doch die wahren Absichten, Abgründe und Wahrheite ihrer Seele erkennen mag. Dummerweise interessieren sich diese Frauen nicht dafür.

Und dann gibt es so feige Menschen wie mich, die sich hinter einen festen Bezeihung verstecken, und nebenbei noch ganz andere Sachen machen.
Ich hab mir auch oft die Frage gestellt, wie ich als Mann auf die Frauen reagieren würde. Will ich eine treue, liebe Frau? Will ich die Hure im Bett und die Hausfrau in der Küche? Kerls, die Frage, die ihr euch stellen solltet lautet: Kann ich das eigentlich alles selber liefern und erfüllen? Die Antwort lautet: Nein.
Es geht nicht, denn man kann nicht auf zehn Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Ich akzeptiere, dass ich nicht alle Wünsche meines Freundes erfüllen kann. Er ist klug genug, das gleiche zu denken. Manchmal hab ich das Gefühl, dass Männer heutzutage unter dem gleichen Syndrom leiden, wie viele Frauen in den 70ern. Einerseits Menschen-Versteher, der/die verständige Liebhaber/in, der/die starke Gefährte/in, die Pflegeperson, die Mensch, der für die geistige Hygiene zuständig ist, der Wegweiser ins Paradies, der ab und an einen kleinen Umweg über die Hölle nimmt.
Und plötzlich ist man in der persönlichen Hölle, in der alles nur noch grau ist. Man bewegt sich nicht mehr nach vorne, und nicht mehr zurück, weil man nur noch darauf wartet, dass sich der andere bewegt. Die Bedürfnisse des/der anderen geben die Richtung, und man hechelt nur noch hinter her.

Männer haben es nicht leicht. Die guten, nicht langweiligen Weibchen sind selten, und wenn man eine trifft, dann buhlen noch andere mit und man hat sicher das Gefühl, bei einem "Der stärkste überlebt" Wettbewerb mit zu machen. Und am Ende bekommt man sowas wie mich, die meint, ihre Heimlichkeiten fern ab der Beziehung ausleben zu müssen.

Vielleicht haben Frauen das Glück, dass sie etwas früher erkannt haben, dass sie das komplette Bild nie bekommen werden. Sie haben gelernt zu trennen, zwischen den tiefen, eigenen Wünschen, und dem, von dem sie wissen, dass es fürs tägliche Überleben wichtig ist.

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Donnerstag, 16. Oktober 2003
36

Gut, vielleicht werde ich langsam alt. Mag ja sein. Ich hab mir sowas schon gedacht, als diese HipHop Welle aufkam und ich auf der Stelle völlig angenervt war. HipHop ist wie billiger Käse: Schmeckt nach nichts, ist zu weich und klebt. Ich will was spüren, wenn ich Musik höre, will jemanden leiden hören, aber nicht irgendwelche Pimps mit komischen Hüten zusehen, die von sich meinen, dass sie die größten und besten Ficker jenseits des Mondes sind.

Schlimm ist allerdings auch die Mode, die unter den 20jährigen und den Werbemäuschen, die gerne noch mal 20 sein würden, grassiert. Nachdem man mein Auge im Sommer schon mit T-Shirts beleidigt hatte, auf denen "36" oder "15" stand, dazu diese widerlichen Plastik Flip-Flops, die nicht nur Scheiße aussehen, sondern auch noch das unerotischste nach Gummistiefeln sind, sehe ich heute in Mitte die ersten verfickten Sweatshirts mit "36" drauf. Ich will das nicht mehr sehen. Ich will auch die bunten Bonbon Haarspangen nicht mehr sehen, und den widerlichen Glitzer-Eyeliner schon mal gar nicht. Und auch keine Trainingsjacken und Parka mehr. Ich will keine Menschen sehen, die aussehen, als kämen sie gerade aus dem Auffanglager Friedland. Wenn sie wenigstens daher kämen. Oder besser: wenn sie da wohnen würden. Oder noch besser: Wenn sie wüßten, was das ist.

Aber gut, vielleicht werde ich langsam älter und merke nichts mehr. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich keine der sogenannten Frauen-Zeitungen lesen. Nicht mal mehr die Brigitte, seit dem die angefangen haben, ihre Leser im 14-täglichen Rhythmus mit neuen, wunderlichen Diät-Ideen zu penetrieren. Ich gebe allerdings zu, dass ich früher gerne die Allegra gelesen habe, weil da nicht verschämt über das Leben und den Sex geschrieben wurde. Weil da netter- und richtigerweise mal drin stand, was an Analverkehr schlecht, und was gut ist. Das ist interessant. Nicht interessant sind Sätze wie "Überraschen Sie ihren Partner doch mal, in dem sie Abends ein leckeres thailändisches Essen zubereiten, zu dem sie ihn in einem Original Kimono (natürlich mit nichts darunter) empfangen und ihn dann beim Schein von Duftkerzen verführen."
Liebe Redakteurinnen, wenn ich meinen Partner in einem 500 Euro teuren Original Kimono empfange, unter dem ich nichts darunter trage, was aber egal ist, weil man es eh nicht sieht, und Duftkerzen an mache, wird er sich wahrscheinlich zu Recht ängstlich fragen, auf was für eine abgedrehte Idee für eine Session ich denn nun schon wieder gekommen bin. Und dabei ginge das sogar noch in meiner Wohnung, die eh spartanisch eingerichtet ist. Jetzt stelle man sich das aber mal in einem normalen deutschen Ikea Einrichtungs Ambiente vor, mit kleinen, verstaubten Urlaubserinnerung und von Tanten geerbten Mokkatässchen, die in von innen beleuchteten, schwarzen Pressspanschrankwänden stehen, während das Essen auf dem gekachelten Esszimmertisch serviert wird.
Das ist genauso dämlich, wie die Idee, man möge seinen Mann doch mal "mit nichts an" begrüßen. Hey, ich kenne ne Menge Männer, die wirklich ihre Großmutter verkaufen, wenn sie ficken können. Aber ich kenne wirklich keinen Mann, der, nachdem er acht bis zehn Stunden gearbeitet hat und eine Stunde für den Weg nach Hause gebraucht hat, reinkommt, seine nackte Frau sieht und sich auf sie stürzt wie ein hormonell gestörter bengalischer Tiger.
Und nicht, dass man jetzt denkt, ich würde über so was zu hart urteilen. Ich kann das beurteilen, ich habs ausprobiert. Ich habs gemacht, weil ich wissen wollte, ob ich da was falsch sehe, oder die "anderen". Ich hab eine halbe Stunde im Bademantel in der Küche gesessen. Ich hab ihn in die Ecke geworfen, als mein Freund reinkam. Er hat mich angeschaut, und gesagt: "Oh, wolltest Du gerade duschen, oder hab ich Dich bei was gestört?" Dann ist er dahin gegangen, wo Männer heutzutage halt immer als erstes hingehen. Zu seinem Computer.

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Dienstag, 14. Oktober 2003
Tropf, tropf

Natürlich hatte die Sache doch noch ein Nachspiel. Denn der Geruch war irgendwann verflogen und die Lust nach mehr floß wie heißes Blei durch meine Aterien. Doch da hatte ich die Rechnung ohne das Leben gemacht.

Kaum wieder in Berlin, sah ich verdächtig viele Kleinlastwagen mit Handwerkereigenwerbung auf den Seiten vor dem Haus stehen, in dem meine Wohnung ist. Der erste Gedanke: "Da wird wohl einer renovieren" war gar nicht so falsch, bis auf den Umstand, dass es u.a. auch meine Wohnung sein würde, die man renovieren muß. Mein Nachbar meinte, sich umbringen zu müssen. Deswegen hatte er sich mit Pillen vollgestopt UND in eine Badewanne gelegt. Er schlief dann ein, bevor er das Wasser wieder abstellen konnte. Das hatte wiederum zur Folge, dass nach kurzer Zeit das Wasser auf dem Flur rann, jemand die Feuerwehr rief, die den Kerl aus der Wanne zerrten. Endergebnis: Ein geretteter Nachbarn und meine Zimmerdecke, aus der das Wasser tropfte. Normalerweise mag ich es ja nun eher nicht, wenn einer ungefragt in meine Wohnung geht. In diesem Fall bin ich dem Hausmeister extrem dankbar, denn er rettete meine Büchersammlung und einen große Teil meiner "Dead can Dance" Vinyls. Die DSL Anlage leider nicht. Die wurde in den Abgrund gerissen, als Wasser in die Kombisteckdose tropfte.

Ich versteh so Leute nicht. Ich war auch schon verzweifelt und hab Dinge getan, über die ich lieber nicht reden möchte. Auch wollte ich mich schon mal umbringen. Also ein gewisses Verständnis ist da schon da, allein wegen der Seelenlage. Einerseits. Andererseits finde ich sowas höchst lächerlich. Ich hab mich damals umbringen wollen, weil (wow - Klischee) ich unglücklich verliebt und verlassen war. Allerdings kam ich rechtzeitig noch auf die Idee, dass ich diesem Arschloch ja nicht auch noch den Triumph geben wollte, dass ICH mich wegen IHM umgebracht hätte.

Während ich also nun Handwerker in der Wohnung habe, die meine Zimmerdecke trocken legen, hab ich heute in einem Anfall von Mitleid den Nachbarn im Krankenhaus besucht. Man sieht sich ja sonst nur im Treppenhaus. Der Kerl, vielleicht Anfang Zwanzig, lag mit einem Gesicht wie eine Schlechtwetterfront in seinem Bett und als er mich erkannte, zuckte er leicht zusammen. Er sei versichert. Na immerhin. Interessierte mich aber nicht. Ich wollte wissen, warum er sich denn nun umbringen wollte. Es sei über ihn gekommen, die Freundin weg, das Geld alle, kaum Freunde, eine Flasche Whiskey. Was für ein Whiskey, wollte ich wissen. Er schaute mich entgeistert an und meinte, irgendeiner von Plus. Da bin aufgestanden, rausgegangen, gegenüber in den Supermarkt, wieder zurück und hab ihm eine Flasche Lagavulin hingestellt. Dann hab ich ihm gesagt: "Schlechter Alkohol macht schlechte Gedanken. Und wenn Du draussen bist, dann trinken wir beide die leer und du wirst sehen, wie das geht, mit dem Leben."
Manchmal hab ich echt ein gutes Herz.

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Sonntag, 12. Oktober 2003

Schon komisch. Gestern stand ich mit einem nicht eben unattraktiven Mann in einer winzigen japanischen Bar. Wir schütteteten Pastis in unsere Hälse, als gäbe es kein Morgen und dabei wanderten die Blicke immer mal wieder über den Körper des anderen, um sich am Ende der Bewegung wieder in den Augen zu verankern. Es lag ganz klar was in der Luft und das war kein Waldmeisterduft. Just in dem Moment, in dem ich seine Vorlieben im Bett (siehe irgendein Posting weiter unten) abklappern wollte, klingelte mein Handy. Eigentlich wäre das Abklappern der Vorlieben gar nicht mehr nötig gewesen. Es interessierte mich nach ungefähr einem Liter Ricard wirklich nur noch am Rande. Wahrscheinlich hätte es mir eh gereicht, wenn man sich die nächste Stunde in einer dunklen Ecke geküsst hätte, nur unterbrochen von weiteren Pastis und einer gelegentlichen Rauchpause.
Aber das Handy klingelte ja, und wer war dran: Hamburg, vulgo mein Lebensgefährte. Er hat einen siebten Sinn dafür, wann die dunkle Seiten in mir langsam die Kontrolle übernehmen. Manchmal macht es ihm nichts aus. Offenbar im Gegenteil. Dann grinst er mich an, wenn ich mal wieder bei ihm bin und ich muss berichten. Er hört es sich an und in 99 von 100 Fällen landen wir im Bett. Oder es interessiert ihn nicht. Verstanden hab ich das nie, aber wahrscheinlich nimmt er sich ebenso Freiheiten, ich denke da nicht drüber nach.
Ab und an packt ihn aber die Eifersucht. Dann sitzt er wohl angespannt und nervös zu Hause und würde gerne wissen, was seine Partnerin da gerade treibt. Dann tigert er auf und ab und überlegt, ob er mich noch anrufen kann, ob es nicht zu spät ist, oder ob es lächerlich ist.
Natürlich riss mich das gestern aus meinem Abend. Da konnte er fröhlich tun, mir lachend sagen, er wolle mir nur noch einen schönen Abend wünschen. Ich weiß doch, was da im Moment in ihm kämpft.

Das blöde daran: Jetzt mußte ich eine Entscheidung treffen. Mach ich weiter? Laß ich es? Und wenn man feststellt, dass man eine Entscheidung in solchen Sachen treffen muss, dann ist die Sache eigentlich schon vorbei. Wenn es nicht mehr fließt, wenn die Dinge nicht alleine passieren, wenn Hände nicht automatisch über die fremde Haut streichen und Lippen sich langsam und zögernd finden, dann kann man es vergessen.
Auf der anderen Seite: Mein Leben, meine Regeln. Und dieser wirklich nette Mensch, der schon an meinen Haaren fummelte.

Später, viel später hat er mich zu meinem Hotel gebracht. Wir gingen an den Resten der Nacht vorbei, die in irgendwelchen Hauseingängen lagen. Der Pastis schwappte in meinem Kopf, aber sensorisch war leider alles klar. Trotz Rauch, trotz Döner-Geruch konnte ich seine Haut förmlich riechen. Eine sanfte, warme, leicht herbe Mischung und genau das wollte ich riechen, wenn ich einschlafe. Aber an Schlaf war wohl nicht zu denken, wenn ich ihn mit auf mein Zimmer nehmen würde.

Frühstück. Kaffee schmeckt metallisch. Ei nur halb gegessen, weil zu hart. Die Marmelade tropft vom Brötchen und bildet kleine Blutflecken auf dem weißen Porzellan. Zwei SMS auf dem Display. Hamburg hat sich entschuldigt. So ein Quatsch. Die zweite: "Hätte gerne noch gestern ein wenig weiter gemacht". Klar. Kurz vor dem Hotel wurden wir selber zu den Resten Nacht. Ein freier Hauseingang ist in Frankfurt nachts offenbar sowas wie ein Glücksfall. Wir drängten uns rein und während er mein T-Shirt hochschob überlegte ich kurz, ob die Dinger in meinem Rücken die Klingelknöpfe sein. Sein Mund auf meinem Hals, eine Hand auf meiner rechte Brust, eine schob den Rock hoch. Seine Haaren waren hinten zu kurz, als dass ich mich hätte festhalten können. Hätte ich aufpassen sollen, ich mag keine Männer mit so kurzen Haaren. Für einen Moment überlege ich, ob ich jetzt wirklich mit meinem Rücken rhythmisch mehrere Klingeln drücke. Gefällt mir. Auch das warme Gefühl in mir. Ich knöpfte ein wenig sein Hemd auf, weil ich doch den Geruch haben wollte. Ein tiefer Atemzug, dann reicht es mir. Die Sensoren haben ihre Befriedigung. Ich hab die Wärme gespürt, ich hab den Geruch gespeichert. Es reicht. Ich bin eh zu betrunken, um an der Sache wirklich Spaß zu haben.

Weiter machen. Nein. Mit dem Rest des Brötchens wische ich die Kleckse weg. Der Teller ist sauber.

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Samstag, 11. Oktober 2003
Mit lustigen Menschen feiern

Man will das ja nie glauben. Aber es stimmt. Menschen, die den ganzen Tag aus Berufsgründen satirisch/witziges von sich geben müssen, sind Abends die Drögheit in Person. Deswegen sind die alljährlichen Partys der "Titanic" zur Buchmesse auch jedesmal ein Trauerspiel. Dünne Menschen mit wenig Haaren starren auf den Tisch und trinken Bier. Man merkt ihnen das Leid an, dass sie auf Grund ihres Talentes und ihrer Bildung auf den Schultern tragen. Sie sind ganz grau und verhärmt, auch wenn sie noch keinen 30 sind. Sie schreiben wahrscheinlich ganz passable Texte , die man auch wirklich gut finden würde, wenn man nicht wüßte, wie sie aussehen. Dazu: kleine, leicht dickliche Mädchen mit brombeerfarbenen Haaren, die lustlos in der Ecke sitzen und Schnuten ziehen. Es war sehr, sehr schlimm.
Nicht viel besser gestern auf der Party von Ullstein. Es war immerhin die Party zu "100 Jahre Ullstein", und da denkt man ja, dass die es dann schon mal krachen lassen. Allerdings war die Einladungskarte schon Warnung genug: Dort sieht man die Rolling Stones Mitte der 60er Jahre auf einem Boulevard stehen. Hinten auf der Einladung erfährt man dann, dass die "Rolling-Stones-Cover-Band" "The Star-Fuckers" für die musikalische Unterhaltung sorgen wird. Taten sie auch. Leider.

Nicht schön auch die Zustände auf der Messe. Es gibt einen WLAN Hotspot der nicht richtig funktioniert und sechs (!) öffentliche Internet-Terminals. Gut, kann ich verstehen, man soll ja Bücher lesen und nicht surfen. Meine Mails würde ich dennoch gerne abholen. Also mußte ich das per Not-Modem im Hotel machen.
Dabei ein Schreiben einer Blog-Kollegin, die mich darauf hinwies, dass es vielleicht nicht so gut sei, wenn ich hier über Anzüglichkeiten oder gar mein Sexualleben schreiben würde. "Dann steckt man Dich schnell in eine Schublade, aus der Du nicht mehr rauskommst." Hey - deswegen ist das ja auch ein anonymes Blog.
Was das Schreiben über Sex angeht: Es gibt nun wirklich schon genügend Blogs, die sich um die Themen "Erziehung", "Katzen" oder "Hach, ich bin so hilflos im Alltag, jedenfalls machmal" drehen. Da braucht man mich nicht für, zumal ich in dem Punkt auch wirklich schlecht bin. Unter dem Wort "Erziehung" verstehe ich was anderes als Kinder zu erziehen, "Katzen" kann ich mir vorstellen in Südostasien auch mal zu essen und meinen Alltag schaffe ich ganz wunderbar. Ich kann einparken, finde jeden Weg und kochen kann ich zur Not auch.

Das Ding hier hießt nicht umsonst wie der Film von Buñuel und das es zwei Leben gibt, die ich lebe, sollte auch schon deutlich geworden sein. Anyway, liebe Damenkaffeekränzchenfraktion, hier wird es noch etwas expliziter, weil mein Leben nun mal so ist.

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Dienstag, 7. Oktober 2003
Schuhe

Heute wieder. In der Mittagspause. In diesem schnuckeligen Laden nahe des Hackschen Markts. Für teuer Geld. Und da dachte ich: Das muss ich mal erklären.

Das die Herren in dieser Welt, was die Anzahl ihrer Schuhe angeht, eher konservativ verlangt sind, ist nun kein Geheimnis. Kennt irgendjemand einen Mann, der mehr als zehn Paar Schuhe hat? Mein mir zugeneigter männlicher Begleiter hat immerhin sieben Paar. Eins zum laufen, eins für die Halle, drei für den Anzug, eins zum wanderen (haha) und noch ein komisches. Ich hab - grob geschätzt - 40. Ohne die im Keller in den Kartons, versteht sich. Und - nein - ich halte mich nicht für bescheuert, auch wenn mich mein Freund, wenn mal in den Schuhschrank schaut, ansieht, als wolle er mich gleich einliefern.
Normalerweise sagen Frauen ja gerne "Die passen nicht zu dem Kleid, die passen nicht zu der Hose, die nicht dazu" usw. usf. Viele Männer werden bei solchen Antworten zu Recht misstrauisch, denn warum sollten die schwarzen Schuhe mit dem halbflachen Absatz nicht zu dem gleichen Kleid passen, wenn der Absatz zwei Zentimeter höher ist? Gibt es da einen logischen Grund?

Nein. Gut, ich kann da nur für mich sprechen. Aber ich kaufe Schuhe, weil es ein geiles Gefühl ist. Mir ist es egal, dass ich ähnliche Schuhe schon dreimal im Schrank habe, ich will die Neuen JETZT. Ich will dieses Gefühl, was neues an meinen Füssen zu haben, will dass der Absatz ein Stückchen höher ist, als bei den anderen 12 paar schwarzen Schuhen. Ich will mit dieser Tüte durch die Stadt laufen, um die "Neuen" schnell im Büro mal an zu ziehen. Ich will das neue Leder spüren. Ich will sie glänzen sehen, und ich will, dass die Kerle mich deswegen anschauen. Dummerweise verlieren alle Schuhe nach ca. vier Wochen diesen Reiz, es sei denn, es sind welche, die man wirklich nur sehr, sehr selten trägt. Wie zum Beispiel Stiefel.
Klar, ich kann die anziehen, aber dann darf ich mich nicht wundern, wenn mich die Kollegen für verrückt erklären, und mir asiatische Geschäftsleute auf der Friedrichstrasse Geld anbieten.

Also Männer: wir kaufen Schuhe, weil es uns Spaß macht. Das ist ähnlich wie Bohrmaschinen, DVD Player, PC Aufrüstteilen und anderer Schnickschnack. Und beschwert Euch verdammt noch mal nicht darüber. Ihr habt ja immerhin auch noch was davon.

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Montag, 6. Oktober 2003
Frankfurt, mon amour

Horrorwoche. Zwei Tage Berlin (hübscher, depressiver Landregen gerade) und drei Tage Frankfurt. Buchmesse. Die Hölle. Dabei sind es noch nicht mal die debilen Verlagsvertriebler, die einen mit ihrem zumeist schmierigen Anmachen ("Na, nachher noch ein Gläschen Prosecco bei uns am Stand? Autor XX ist auch anwesend!") das Leben zur Hölle machen.
Junge, Prosecco trinke ich nur, wenn ich völlig verzweifelt bin und, das Waschbenzin schon leer ist, und Autor XX interessiert mich nicht die Bohne. Arrivierte Autoren sind zumeist unerträglich. Pimpfige Mimosen, die in zu großen Anzügen versinken, unerträglich leise sprechen und fahrige Bewegungen mit ihrem Armen machen. Es sind bestimmt nette Menschen, wenn man mit ihnen zu Hause bei einem Glas Wein parliert, aber wenn solche Einsiedler aus ihrem natürlichen Biotop gerissen und in den Zirkus geschubst werden, dann laufen sie mit großen, ängstlichen Augen herum und fragen sich, wer ihnen da eigentlich andauernd die Hand schüttelt. Sie tun mir meistens leid. Werden präsentiert wie ein Pappaufsteller, von einer Verlags PR Frau im Kreis gedreht, und lernen Sub-Ateilungsleiter A vom bayrischen Gr0ßhändler B kennen. Hat er sich bestimmt schon immer gewünscht, der Autor.

Schlimm sind auch die vielen Autoren, die auf der Suche nach einem Verlag sind. Wer einmal die Abgründe der menschlichen Psyche kennen lernen will, sollte sich drei Tage an den Stand eines Verlages stellen. Eigentlich ein Fest für Psychologiestudenten im siebten Semster. Normaler Begrüßunssatz "Guten Tag, ich habe hier einen fertigen Roman, in dem ich aufdecke, dass der Bundeskanzler/US Präsident/Illuminaten/Freimauer von einer dreibusigen Außerirdischen abhängig ist, die ihm langsam das Gehirn raussaugt/ heimlich SM treibt und sich von Margret Honeker auspeitschen läßt/ eigentlich Elvis ist/ mit meiner Ex Oralverkehr hat."

Apropos Oralverkehr. Natürlich sind solche Messen und die unvermeidlichen Partys reine Sex-Kontakt-Börsen. Wer glaubt, dass Kreative und ihr Umfeld merkwürdig gestörte, sexuell voll pervertierte, versoffene, schlampige, verdrogte Psychopathen mit Zwangsneurosen sind, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als sich neue SM Praktiken einfallen zu lassen in denen widerwärtigst verschmutze Bahnhofstoiletten und genietete Peitschen eine nicht unerhebliche Rolle spielen, liegt gar nicht so falsch. Bitte, wers mag. Schlimm nur für die kleinen verhuschten Liebesromanautoren Schnuffel, die sich plötzlich mit der 53jährigen Frau des Vertriebsleiters an der Bar wiederfinden. Wie? Sie meinen den schnuckeligen Frauenromanautorinnen Mäuschen ginge es bei der Anzahl von rammeligen Lektoren und Vertrieblern noch schlechter? Da haben Sie aber noch keine Frauenromanautorin kennen gelernt. Die, die ich kenne, haben fast alle diese glühenden Kohlen in den Augen, und ihre Sexualität ist, na sagen wir mal, gewöhnugsbedürftig. Jedenfalls hab selbst ich bei etlichen Rotweinabenden unter Frauen rote Ohren bekommen. Um die muss man sich bei solchen Veranstaltungen wirklich keine Sorgen machen.

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Montag, 6. Oktober 2003

Bevor ich mir noch mal "3 Engel für Charlie" anschaue, fange ich lieber eine Affäre mit Miss Marple an.

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Zuviel Wein, gestern. Aber anders ließ sich das nicht ertragen. Ja, meine Mutter hat mir auch mal erklärt, dass man nicht so viel trinken soll, und Sorgen schwimmen im Alk auch immer oben. Aber schließlich konnte ich meinen Freund nicht alleine da stehen lassen, denn das war natürlich mal wieder eine wichtig, wichtig Abendnummer, wo man auch nette Kontakte knüpfen kann und überhaupt. Er ist Makler, na so was in der Art zumindest. Na bitte. Was sucht die sich auch so einen Courtage-Geier aus, hör ich da Leute murmeln. Ich hab ihn mir ja nicht ausgesucht. Ich hab mir ne Wohnung ausgesucht, damals, als ich nach HH kam, und bekam - nein nicht direkt - aber über Umwege dann auch ihn. Es dauerte was, da er noch in einer Beziehung mit einer Arzthelferin steckte, deren Hintern so breit war, wie ihr Hirn klein. Müsste man auch mal nachforschen, ob es da einen Zusammenhang gibt.
Jedenfalls stieg er mit mir ins Bett, kaum dass es zusammengeschraubt war. Ich empfand das als einen ordentlich Start in die Stadt. In Frankfurt hatte selbiges fast ein Jahr gedauert.
Mein Freund geht mir in vielen Dingen auf den Senkel. Er ist oberflächlich, er ist zu gut angezogen, er kreischt, wenn er beim Essen mal schlabbert, er hört wirklich, wirklich schlechte Musik (Ich sag nur "Best of Tina Turner") und seine Allgemeinbildung ist, sagen wir mal, lückenhaft. Er entspricht ganz wunderbar dem Klischee eines Maklers. Aber es gibt zwei Dinge an ihm, die mich einfach bei ihm halten. Erstens: Er hat ein Herz von der Größe eines Pottwales. Nicht seinen Kunden gegenüber, aber für mich, und das reicht ja. Zweitens: Er kann ficken. Achja, nochwas. Er läßt mir meine Spielereien.
Bei zweitens hat die Damenhandtaschenfraktion unter den Lesern wahrscheinlich schon aufgestöhnt. Ja, mir ist das mit dem Sex leider wichtig. Wenn ich keinen habe, bin ich nervig, unausgeglichen, werde zu einer versoffenen Schlampe mit einem Hang zum psychopathischen. Seit dem ich bewußt an Sex denke, will ich ihn auch haben. Ich bin nicht nymphoman, ich ficke ganz sicher auch nicht mit jedem. Selbst wenn ich ausgedörrt wie eine Backpflaume bin und man mich in Villingen-Schwennigen in die Dorfdisko packen würde, mit einem Dutzend nackter, gut gebauter Johnny Depp Doppelgängern - No Sir. Ich habs mal zwei Jahre ohne ausgehalten, allerdings gebe ich zu, dass am Schluß selbst meine fette Nachbarin beneidet habe, wenn sie sich hörbar mit ihrem Alkoholiker die Zeit vertrieben hat. Aber einfach so? Never. Ich will bestimmte Dinge tun, bevor ich mit jemanden in der Kiste lande:

- Reden
- Schauen wie einer sich bewegt
- Sehen wie trinkfest er ist
- Schnuppern. Wenn ich ihn nicht riechen kann, vergiss es.
- Sexuelle Vorlieben abklappern. Jedenfalls ansatzweise. Wenn er davon schwärmt, meinen Körper stundenlang sanft zu streicheln, kann er gleich wieder gehn. Die Streichelorgien hat man mit 15, und selbst damals konnte ich sie nicht leiden. Nie werde ich das Gesicht von M. vergessen, mit dem ich mit 16 knutschend auf meinem Bett lag und er stundenlang meinen Rücken streichelte, dann den Bauch, immer haarscharf an meinen Brüsten vorbei. Irgendwann platzte mir der Kragen. Ich riß mir das T-Shirt vom Leib, presste seine Hand auf eine Brust und sagte genervt: "Nu mach schon, Mann, meine Eltern sind nicht ewig weg".

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Freitag, 3. Oktober 2003
Zwei Städte

Ich wohne in zwei Städten. Ich selbst in Berlin, mein Lebensabschnittsgefährte in Hamburg. Ich hasse Hamburg. Das einzige, wofür man Hamburg halbwegs mögen kann, sind die Einkaufsmöglichkeiten. Der Neue Wall etc. Das ist mal praktisch. Alle Läden, die meine Kreditkarte zum explodieren bringen wie Perlen auf der Schnur aufgereiht. In Berlin muss dafür noch ellenlange Wege mit dem Taxi auf sich nehmen, und um die merkwürdigen "In-Läden" zu finden, muss man auch noch stundenlange Telefonate mit irgendwelchen Bekannten auf sich nehmen. Das ist Streß. In Hamburg fahre ich mit der U-Bahn zjm Jungfernsteig, steig aus, kaufe mich blöd, steige am Jungfernstieg wieder in ein Taxi und fahr wieder nach Hause.

Der Freund wohnt in Eppendorf. Wo sonst. Meine Versuche, ihn nach St.Georg oder in Schanze zu bewegen, wurden alle schon im Keim erstickt. "Zu dreckig". Dabei ist die ganze Stadt dreckig. Eppendorf ist keinen Deut besser, als die Schanze. Und ich wette, der Drogenumsatz ist da auch höher. Aber in Eppendorf sieht man das eben nicht, weil alles hinter den Zuckergussfassaden stattfindet. Hamburg ist eine Stadt der Lügen und des Verdrängens. Sagen sie mal einem Hamburger, dass die Leute in der Stadt langweilig sind. Er wird bedächtig nicken und sagen: "Ja, hier lebt man eher zurückgezogen. Aber schön ist es hier. Oberfläche galore. Wenn man dabei mitmacht, dann kann man es in Hamburg gut aushalten. Dann wird man zu einem Brunch eingeladen, auf dem die Frauen die neuesten Schönheitsrezepture von "Maria Galland" durchtucken, während die Männer über Sport oder eine neue Harley, oder den neuen BMW philosophieren. Und wenn die ersten drei Prosecco Falschen leer sind, dann tauschen sich die Frauen über ihre, natürlich, extrem zufriedenstellende Beziehung aus, auch wenn man das Wort "Lüge" hinter den Augen in großen Kapitalen leuchten sieht. Da das aber alle machen, ist es nicht weiter schlimm. Ich mach das ja auch.

Berlin ist noch dreckiger. Ich hab nie eine Stadt auf der Welt gesehen, die aus soviel Hundescheiße besteht, wie Berlin. Jeder Idiot hat hier eine Töle, die den ganzen Tag nichts anderes macht, als auf die Strasse zu scheissen. Die Architektur ist eine Katastrophe. Der Potsdamer Platz eine Wichsvorlage für Nachwuchsarchitekten. Aber, man kann hier entspannt leben. Die Leute lassen einen so wie man ist. Tagsüber Putzfrau, abends Nutte? Hey, man muss ja sehen wie man durchkommt. Geben sie sowas mal bei einem Brunch in HH an, und sie werden nie mehr eingeladen (Note to myself). Man kann hier leben, freit atmen und wenn man Leute trifft, dann haben die was zu erzählen. Es gibt hier jeden Tag Lesungen. In HH nur einmal im Monat, wenn man Glück hat. Außerdem gibt es hier, man mag es nicht glauben, die besseren Läden, wenn es mal im Bett langweilig wird.
Als ich meinen Lebensabschnittsgefährten kennenlernte, und er sagte, dass er in HH wohnen würde, war ich kurz davor ihn stehen zu lassen. Ich hatte drei Jahre in HH gelebt und ich hake diese Jahre unter "Verlorene Jahre" und "Schwarzes Loch" ab. Irgendwann mal mehr dazu.

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Mittwoch, 1. Oktober 2003
Sowas

Man hat noch gar nichts geschrieben, aber drei Kommentare. Danke.

Ich habe lange überlegt, ob ich mir ein Blog zulegen soll. Erstens aus Zeit Gründen, davon hab ich eigentlich wenig. Jedenfalls zu Hause. Aber WLAN sei dank, kann man sich ja auch in Pusemuckel ins Netz einloggen. Zweitens: Weil es ein blöder Trend ist. Wenn die "Woman" schon drüber schreibt, dann kann man es eigentlich vergessen.

Aber da gibt so ein paar Sachen, die in mir seit etlichen Jahren rumoren, die ich immer für mich aufgeschrieben habe, aber mehr nicht. Nun reicht mein Exhibitionismus aber weit, zumindest so weit, dass ich durchaus gewillt bin, einiges öffentlich zu machen. Und das ist dann gleich der Grund, warum es hier erstmal keine Mailadresse geben wird und der Name, tataa, auch nicht echt ist.
Die Thematik des Blogs hat durchaus was mit dem Titel zu tun, und ich habe keine Lust, dass mich irgendjemand irgendwo schief angrinst, wenn mein Name fällt.

Der Rest wird sich zeigen.

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Hier wird es bald sehr öffentlich

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