belledejour
 

 
Samstag, 11. Oktober 2003
Mit lustigen Menschen feiern

Man will das ja nie glauben. Aber es stimmt. Menschen, die den ganzen Tag aus Berufsgründen satirisch/witziges von sich geben müssen, sind Abends die Drögheit in Person. Deswegen sind die alljährlichen Partys der "Titanic" zur Buchmesse auch jedesmal ein Trauerspiel. Dünne Menschen mit wenig Haaren starren auf den Tisch und trinken Bier. Man merkt ihnen das Leid an, dass sie auf Grund ihres Talentes und ihrer Bildung auf den Schultern tragen. Sie sind ganz grau und verhärmt, auch wenn sie noch keinen 30 sind. Sie schreiben wahrscheinlich ganz passable Texte , die man auch wirklich gut finden würde, wenn man nicht wüßte, wie sie aussehen. Dazu: kleine, leicht dickliche Mädchen mit brombeerfarbenen Haaren, die lustlos in der Ecke sitzen und Schnuten ziehen. Es war sehr, sehr schlimm.
Nicht viel besser gestern auf der Party von Ullstein. Es war immerhin die Party zu "100 Jahre Ullstein", und da denkt man ja, dass die es dann schon mal krachen lassen. Allerdings war die Einladungskarte schon Warnung genug: Dort sieht man die Rolling Stones Mitte der 60er Jahre auf einem Boulevard stehen. Hinten auf der Einladung erfährt man dann, dass die "Rolling-Stones-Cover-Band" "The Star-Fuckers" für die musikalische Unterhaltung sorgen wird. Taten sie auch. Leider.

Nicht schön auch die Zustände auf der Messe. Es gibt einen WLAN Hotspot der nicht richtig funktioniert und sechs (!) öffentliche Internet-Terminals. Gut, kann ich verstehen, man soll ja Bücher lesen und nicht surfen. Meine Mails würde ich dennoch gerne abholen. Also mußte ich das per Not-Modem im Hotel machen.
Dabei ein Schreiben einer Blog-Kollegin, die mich darauf hinwies, dass es vielleicht nicht so gut sei, wenn ich hier über Anzüglichkeiten oder gar mein Sexualleben schreiben würde. "Dann steckt man Dich schnell in eine Schublade, aus der Du nicht mehr rauskommst." Hey - deswegen ist das ja auch ein anonymes Blog.
Was das Schreiben über Sex angeht: Es gibt nun wirklich schon genügend Blogs, die sich um die Themen "Erziehung", "Katzen" oder "Hach, ich bin so hilflos im Alltag, jedenfalls machmal" drehen. Da braucht man mich nicht für, zumal ich in dem Punkt auch wirklich schlecht bin. Unter dem Wort "Erziehung" verstehe ich was anderes als Kinder zu erziehen, "Katzen" kann ich mir vorstellen in Südostasien auch mal zu essen und meinen Alltag schaffe ich ganz wunderbar. Ich kann einparken, finde jeden Weg und kochen kann ich zur Not auch.

Das Ding hier hießt nicht umsonst wie der Film von Buñuel und das es zwei Leben gibt, die ich lebe, sollte auch schon deutlich geworden sein. Anyway, liebe Damenkaffeekränzchenfraktion, hier wird es noch etwas expliziter, weil mein Leben nun mal so ist.

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