belledejour
 

 
Mittwoch, 22. Oktober 2003
*hust*

Das mich eine Erkältung in ihren Klauen hält, halte ich für eine absolute Ungerechtigkeit. Mal davon abgesehen, dass eine Erkältung aus jedem gutaussehenden Menschen, etwas macht, was einem abgewrackten, unter liberianischer Flagge fahrenden Öltanker nicht unähnlich sieht, hasse ich diesen dumpfen, leidenden Zustand. Der Kopf will explodieren, die Nase weglaufen, und was sich da in meinem Hals abspielt scheint ene Art Atomkriegszenario zu sein. S., die sich meine beste Freundin schimpft, versorgt mich nicht nur mit DVDs, Essen und neuen Taschentüchern, sondern auch mit Häme. Als meine Stimme noch funktionierte meinte sie, ich möge doch in einem "Tom-Waits-Ähnlichkeits-Wettbewerb" teilnehmen, jetzt wo die Stimme ganz aufgegeben hat sprach sie von "Umweltschutz".

Schlimm auch, dass mir langweilig ist. Ich gebe es zu, auch wenn der Satz "Mir ist langweilig" heute zu den "NoNo" Aussagen gehören. Warum darf einem eigentlich nicht mehr langweilig sein? Sagen Sie mal in einern größeren Runde "Und dann hab ich mich zwei Tage gelangweilt" und mindestens die Hälfte der Leute sagt Sätze wie "Sowas kann mir nicht passieren. Mir fällt immer was ein. Ich kann mich gut beschäftigen. Langweile kenn ich nicht." Wenn man aber drei Tage rumliegt und vor lauter Verzweiflung die "8 Frauen" DVD dreimal gesehen hat, wenn die Bücher einen nicht interessieren und selbst auf Premiere nur Schrott läuft, wenn man sich allerhöchsten mal zwischen Bett und Sofa bewegt, literweise grünen Tee in sich reinschüttet und einen selbst die "Best of Leonard Cohen" nicht mehr hilft, wenn das Internet zu anstrengend, der "Tagesspiegel" zu uninteressant ist, dann wird einem langweilig.
Dann wird einem so langweilig, dass man damit beginnt, langweiliges, jammerndes Zeug in sein Blog zu stellen.

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