belledejour
 

 
Freitag, 17. Oktober 2003
jajaja

Der kleine Kommentar hat mich daran erinnert, in welch erbärmlichen Fallen doch manche Männer sich heute wieder finden. Sie haben es ja auch nicht leicht. Erzogen durch die "Fass-mich-nicht-an" 80er Jahre und die Erkenntnis, dass man Frauen eben nicht aus dem Tierheim befreien muss, haben sich doch manch merkwürdige Menschen entwickelt. Sie erwarten emanzipierte Frauen, die ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben, die wissen, wo es lang geht, die ihre Bedürfnisse zu formulieren wissen, und doch die Empfindlichkeiten der männlichen Seele honorieren und sich in die Rituale der Alltäglichkeit einfügen.
Das machen ja auch viele. Und das ist ja auch gut so. Wo kämen sonst die Renten her. Aber es gibt eben auch welche, die sich nicht mit dem üblichen Schema zufrieden geben wollen. Die gelernt haben, dass man sich teilen muss. Und die auf diese Teilung nicht verzichten wollen. Ich glaube diesen Männern, dass sie es ernsthaft gut meinen. Dass sie einen honorigen Versuch unternehmen, the best of both worlds zu sein.

Das machen Frauen auch oft nicht anderes. Die Frage ist nur: geht das bei allen? Ich habe Freundinnen, die nur das eine Leben leben. Die Frau und Mutter sind, die aufgehen in dieser Erfüllung und die sich auch nichts anderes vorstellen können. Ich habe aber auch Freundinnen, die das Gegenteil leben. Die den Egoismus leben, ihren Wunsch nach Einsamkeit und Trieb ausleben. Die sich konsequent Männer suchen, die nur ihre ureigensten Bedürfnisse befriedigen. Sie wollen nicht mehr, sie brauchen nicht mehr. Meistens ziehen sie einen Mückenschwarm an Verehrern hinter sich her, die sich teilweise nicht entblöden, dass sinnloseste und dämlichste zu tun, was ein Mann tun kann: Sich bis auf die Knochen aus zu ziehen, in der Hoffnung, dass die Frau, doch die wahren Absichten, Abgründe und Wahrheite ihrer Seele erkennen mag. Dummerweise interessieren sich diese Frauen nicht dafür.

Und dann gibt es so feige Menschen wie mich, die sich hinter einen festen Bezeihung verstecken, und nebenbei noch ganz andere Sachen machen.
Ich hab mir auch oft die Frage gestellt, wie ich als Mann auf die Frauen reagieren würde. Will ich eine treue, liebe Frau? Will ich die Hure im Bett und die Hausfrau in der Küche? Kerls, die Frage, die ihr euch stellen solltet lautet: Kann ich das eigentlich alles selber liefern und erfüllen? Die Antwort lautet: Nein.
Es geht nicht, denn man kann nicht auf zehn Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Ich akzeptiere, dass ich nicht alle Wünsche meines Freundes erfüllen kann. Er ist klug genug, das gleiche zu denken. Manchmal hab ich das Gefühl, dass Männer heutzutage unter dem gleichen Syndrom leiden, wie viele Frauen in den 70ern. Einerseits Menschen-Versteher, der/die verständige Liebhaber/in, der/die starke Gefährte/in, die Pflegeperson, die Mensch, der für die geistige Hygiene zuständig ist, der Wegweiser ins Paradies, der ab und an einen kleinen Umweg über die Hölle nimmt.
Und plötzlich ist man in der persönlichen Hölle, in der alles nur noch grau ist. Man bewegt sich nicht mehr nach vorne, und nicht mehr zurück, weil man nur noch darauf wartet, dass sich der andere bewegt. Die Bedürfnisse des/der anderen geben die Richtung, und man hechelt nur noch hinter her.

Männer haben es nicht leicht. Die guten, nicht langweiligen Weibchen sind selten, und wenn man eine trifft, dann buhlen noch andere mit und man hat sicher das Gefühl, bei einem "Der stärkste überlebt" Wettbewerb mit zu machen. Und am Ende bekommt man sowas wie mich, die meint, ihre Heimlichkeiten fern ab der Beziehung ausleben zu müssen.

Vielleicht haben Frauen das Glück, dass sie etwas früher erkannt haben, dass sie das komplette Bild nie bekommen werden. Sie haben gelernt zu trennen, zwischen den tiefen, eigenen Wünschen, und dem, von dem sie wissen, dass es fürs tägliche Überleben wichtig ist.

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